Am Vorabend zum Valentinstag besuchten sechs Trainer der Judo Kampfgemeinschaft „KIAI“ Darmstadt den beim SV Blau-Gelb ausgerichteten Kindeswohllehrgang der Sportjugend Hessen.

„Sportvereine dürfen bei Kindeswohlgefährdung nicht wegschauen, sondern sollen eine Kultur des Hinsehens leben. Dass heißt, Kinderschutz ist im Verein verankert und es gibt ein gemeinsames Verständnis davon, wie für das Wohl der Kinder und Jugendlichen im Verein gesorgt wird. Führt Lehrgangsleiter Thorsten Schick an diesem Abend ein.“

Gerade Judo ist ein Sport mit starken physischen und psychischen Kontakten zwischen Trainer und Schüler. So verwundert es nicht, dass die sechs Trainer der KIAIs, bestehend aus den Judoka des SV Blau-Gelb Darmstadt und SV-Darmstadt 1898, Fragen aus der Praxis mitgebracht haben. „Wir nehmen das Thema sehr ernst“; sagt Kai Schumacher – Vorsitzender der Judoabteilung des SV Blau-Gelb und A-Lizenz Trainer mit bald 40-jähriger Trainererfahrung.  

Nicht bloß sexueller Missbrauch, was uns allen wohl als erstes in den Kopf kommt, zählt zur Kindeswohlgefährdung. Nach deutschem Recht (BGB §1666) liegt eine Kindeswohlgefährdung vor: wenn das körperliche, geistige und seelische Wohl eines Kindes durch das Tun oder Unterlassen der Eltern oder Dritter gravierende Beeinträchtigungen erleidet, die dauerhafte oder zeitweilige Schädigungen in der Entwicklung des Kindes zur Folge haben bzw. haben können. Gerade in letzter Zeit nehmen Mobbing, insbesondere die Cybermobbing-Attacken zu. „Sollte ein Trainer diesbezüglich in seiner Gruppe etwas mitbekommen sucht das Gespräch, nicht nur mit dem Opfer, sondern auch mit dem Täter und dessen Eltern,“ erklärt Carina Konradi die zweite Dozentin des Abends. Als letzte Maßnahmen bleiben öffentliche Beratungsstellen, wie weißer Ring oder die Sportjugend Hessen.

Im weiteren Verlauf der fast vierstündigen Veranstaltung wurden auch Eltern-häusliche Gewalt und Vernachlässigung thematisiert.

Die Abteilungen stellen sich, nach dieser Veranstaltung professioneller auf. Zum Schutz des Kindes wird ein Verhaltenscodex eingeführt und ein erweitertes Führungszeugnis aller Trainer eingefordert. Zusätzlich wird der SV Blau-Gelb wahrscheinlich eine(n) Kindeswohl-beauftragte(n) bei seiner Mitgliederversammlung wählen. Dies ist zwar nur eine Hemmschwelle für potenzielle Täter, aber ein starker Anfang und Zeichen für die Zukunft.